
Normal 0 21 false false false DE-AT X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin-top:9.95pt; mso-para-margin-right:0cm; mso-para-margin-bottom:9.95pt; mso-para-margin-left:0cm; text-align:justify; text-indent:14.2pt; line-height:115%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:11.0pt; font-family:"Calibri",sans-serif; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-ascii-theme-font:minor-latin; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-hansi-theme-font:minor-latin; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; mso-bidi-theme-font:minor-bidi; mso-ansi-language:DE-AT; mso-fareast-language:EN-US;} von E. PHILLIPS OPPENHEIM CYNTHIA GOSSETT, selbst in dem prunkvoll eingerichteten, acht Zimmer umfassenden Haus in Medlar's Row, Hammersmith, um acht Uhr morgens, war eine außergewöhnlich schöne junge Frau. Ihr Haar hatte einen jener seltenen Farbtöne zwischen Gelb und Gold, ihre Augen waren von einem verführerischen Blau, ihre Lippen luden zu ständigen Küssen ein, und ihr schlanker Körper hatte genau die Umrisse, die der Teufel und ein gewisser männlicher Schneider erfanden, um das Leben eines rechtschaffenen Mannes schwieriger zu machen. Sie saß auf der Armlehne des Stuhls ihres Mannes beim Frühstück, die Zeitung war ihm aus der Hand geglitten, und er vergaß, dass der Toast leicht angebrannt war. „Malcolm“, murmelte sie, „ich wünschte, du wärst kein Detektiv.“ Malcolm Gossett, der auf seinen Beruf und seinen schnellen Aufstieg darin ziemlich stolz war, hätte unter anderen Umständen die Stirn gerunzelt. So jedoch war sein Lächeln gezügelt. „Warum, meine Liebe?“ fragte er. Sie strich über sein sorgfältig [...]

Der Morgen war grau und still, als die Entscheidung endgültig getroffen wurde. Die dicken Wolken über dem Château Noir ließen nur wenig Licht durch, als ob die Natur selbst den bevorstehenden Abschied betrauern würde. Major Forester und Angèle standen nebeneinander im Innenhof, der vom kalten Wind durchzogen war. Der alte Brunnen in der Mitte des Hofes war trocken, und die Wände des Châteaus wirkten dunkler als je zuvor. Die Stunden nach der Entdeckung des verborgenen Raumes hatten sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Sie hatten das alte Buch zurückgelassen, die Bedeutung der Worte schwer auf ihren Schultern lastend. Angèle würde das Château verlassen müssen – für immer. Es gab keinen anderen Ausweg, um den Fluch zu brechen und ihre Seele von der Dunkelheit zu befreien, die über Generationen auf ihr lastete. „Es gibt kein Zurück, sobald du gehst“, sagte Forester leise, seine Augen suchten Angèles Blick. „Du weißt, dass du nie wieder hierher zurückkehren kannst.“Weiterlesen » [...]

Die Stille, die nach dem Verschwinden der Schatten über dem Raum lag, war erdrückend. Es fühlte sich an wie die Ruhe nach einem gewaltigen Sturm, bei dem die Luft immer noch vor Spannung vibrierte. Major Forester stand inmitten des Ritualkreises, seine Brust hob und senkte sich schwer, während er versuchte, das Geschehene zu begreifen. Der Bann war gebrochen, und die düstere Präsenz, die so lange über dem Château Noir gehangen hatte, war endgültig verschwunden. Doch es fühlte sich nicht wie ein Sieg an. Forester spürte eine Leere, die tief in ihm widerhallte, als ob etwas Unausgesprochenes im Raum verweilte, eine unausweichliche Wahrheit, die noch nicht vollständig enthüllt worden war. Angèle trat vorsichtig an ihn heran. Ihre Augen, die vor Sorge und Angst geglüht hatten, waren nun von einem leichten Glanz der Erleichterung erfüllt, doch es lag auch etwas Dunkles, Bedrückendes in ihrem Blick.Weiterlesen » [...]

Als der alte Mann auf den leblosen Körper von Major Forester hinabsah, spürte er eine seltsame Mischung aus Trauer und Erleichterung. Der Raum um ihn herum war nun erfüllt von einer sanften, warmen Helligkeit, die die Dunkelheit vollständig verdrängt hatte. Die Symbole auf dem Boden glühten noch schwach, doch die bedrohliche Aura, die die Kammer seit Jahrhunderten erfüllt hatte, war verschwunden. Forester hatte es vollbracht. Sein Opfer hatte die Schatten besiegt, und der Fluch, der sowohl über dem Château Noir als auch über Montferrat gelegen hatte, war endgültig gebrochen. Der alte Mann trat näher an den Altar und kniete sich neben Forester. Er legte seine Hand auf die Brust des Mannes, die nun ruhig und unbewegt war, und flüsterte ein leises Gebet. Foresters Gesicht war friedlich, fast so, als hätte er im Moment seines Todes den Frieden gefunden, den er so lange gesucht hatte. Seine Augen waren geschlossen, und die Linien der Anspannung und des Kummers, die ihn während seiner Reise gezeichnet hatten, waren verschwunden.Weiterlesen » [...]

Major Forester stand in der Mitte der Kammer, das alte Buch in seinen Händen, während die Worte des alten Mannes in seinem Kopf widerhallten. Der Raum schien enger zu werden, als ob die Dunkelheit um ihn herum dichter und schwerer wurde. Das Ritual, das Angèle nicht vollendet hatte, lag nun vor ihm, und die Wahrheit, die er in den letzten Wochen gesucht hatte, fühlte sich schwerer an, als er es sich je vorgestellt hatte. „Ein Leben muss geopfert werden… ein Nachkomme des Hauses Trebault“, murmelte Forester leise und sah zu dem alten Mann, dessen Augen auf das Buch gerichtet waren. Angèle wusste von diesem Preis, und sie hatte ihn nicht bezahlt – nicht aus Feigheit, sondern weil sie mehr verstanden hatte als jeder andere. „Es war nicht ihre Entscheidung“, sagte der alte Mann ruhig, seine Stimme tief und bedächtig. „Angèle hat sich nicht gescheut, das Richtige zu tun. Sie wusste, dass der Preis für das Ritual zu hoch war. Ihre Familie hat schon genug geopfert. Aber nun… liegt es an Ihnen.“Weiterlesen » [...]

Die Nacht im Château Noir schien sich endlos hinzuziehen, doch irgendwann ließ der Schlaf Major Forester doch noch seine dunklen Umarmungen spüren. Doch es war kein friedlicher Schlaf. Immer wieder träumte er von jenen Schatten, die ihn zu verfolgen schienen, und von Lucien de Trebault, dessen kalte, stechende Augen ihn durch die Nebel der Zeit hindurch fixierten. Am nächsten Morgen erwachte Forester schweißgebadet. Das Flüstern der letzten Nacht lag immer noch schwer in seinem Geist, wie das Nachhallen eines längst vergangenen Albtraums. Doch als er sich aufsetzte, wusste er, dass es mehr als nur ein Traum gewesen war. Die Schatten des Château hielten etwas verborgen, und er spürte, dass das Geheimnis näher an der Oberfläche lag, als es der Comte oder seine Tochter je zugeben würden. Nachdem er sich angekleidet hatte, beschloss er, den Tag für seine Nachforschungen zu nutzen. Es war ihm klar, dass er das, was er in der Nacht gesehen und gehört hatte, nicht ignorieren konnte. Irgendetwas in diesem alten Haus rief nach ihm, und er musste herausfinden, was es war – bevor es ihn ganz verschlang.Weiterlesen » [...]

Diese außergewöhnliche Erzählung verdankt ihre Besonderheit vor allem der Tatsache, dass das Radio eine zentrale Rolle spielt. Wir halten sie für eine der einfallsreichsten Geschichten, die wir je gelesen haben. Das Beste daran ist, dass die geschilderten Prinzipien der Funktechnik durchweg realistisch sind. Nichts daran ist übertrieben oder jenseits unserer heutigen Möglichkeiten; jeder versierte Radiobastler könnte diese Effekte prinzipiell nachstellen. Freuen Sie sich daher auf eine packende, rätselhafte und atemberaubende „Wissenschafts-Fiktion“, die Ihnen sicher Vergnügen bereiten wird.„…Während ich mich über die Stelle beugte, um sie genauer zu untersuchen, hörte ich einen Warnruf des Mädchens sowie hastige Bewegungen hinter mir. Ich drehte mich um, war aber nicht schnell genug, um dem schweren Sessel auszuweichen, der in meine Richtung raste. Er riss mich zu Boden und schien beim Zurückkommen entschlossen, mich endgültig zu treffen.“ Weiterlesen » [...]

Von JOHN ARTHUR BARRYin der Australasian Pastoralists' Review.Veröffentlicht in Englisch in The Clarence and Richmond ExaminerSamstag, 09. März 1895 - Seite 6JEDER wusste, dass es dem alten "Jimmy the Hatter" gut ging. Er war einer der ersten in 'Possum Gully' gewesen. Auch sein Claim war einer der besten dort. Aber was er mit seinem Gold machte, war ein Rätsel. Es war nie bekannt, dass er etwas verkaufte, und ganz sicher ging keines in der monatlichen Eskorte unter. Er war ein mürrischer, mürrischer Kunde, zottelig, schmutzig und zerlumpt. Und wenn man ihn ansprach, bekam man die gleiche Antwort wie von einem Schwein - ein Grunzen. Und er hatte nur einen Kumpel. Auch schien er nie zu schlafen. Denn als "Dutch Frank" und "Billy the Mouse", die es leid waren, sich den Kopf über das Goldrätsel zu zerbrechen, sich in einer stürmischen, dunklen Nacht zu dem Rindenbuckel schlichen, um zu versuchen, das Rätsel zu lösen, wurden sie mit Schrotflinten und Lästereien empfangen. Als sie sich schnell zurückzogen, hörten sie Jimmy vor sich hinlachen.Nach einiger Zeit, nachdem sie die meisten großen Kugeln herausgeholt hatten, unternahmen sie einen weiteren Versuch, verstärkt durch einen halbkastigen Chinesen, dessen Aufgabe es war, Jimmy von hinten zu nehmen, [...]

KAPITEL I„Ich wünschte“, sagte Cora Coventry, „ich wünschte, ich wäre die Königin!“Der einzige Zuhörer lachte leise. Neben Coras perlenfarbenem Ellbogen stand eine gedämpfte Lampe; das rote, geraffte Seidentuch ließ das Ordensband auf der Brust des Mannes wie Blut aussehen. Der Rest des Raumes lag in einem luxuriösen Halbdunkel, Eleganz, die nur angedeutet, nicht betont wurde. Cora Coventry war ein Bündel faszinierender Rätsel. Eines der bemerkenswertesten war ihr exzellenter Geschmack – wer wusste schon, woher sie den hatte. Vielleicht waren ihre flüssig-schwarzen Augen eigens dafür geschaffen, Farben zu lieben, und Cora hatte ihr Leben in unsagbaren Abgründen begonnen.Was den Rest angeht, tat man möglicherweise gut daran, nicht zu genau zu fragen. In finanzieller Hinsicht hätte Lord Lyndon Auskunft geben können, wenn er es gewollt hätte. Lyndon war wohlhabend, Diplomat und ein begabter Redner. Außerdem nahm man an, er genieße den höchsten Rang in Coras Zuneigung. Ein solcher Luxus hatte seinen Preis; die Freundschaft der faszinierendsten Frau Londons erwirbt man nicht allein durch Treue und ein paar Groschen.Weiterlesen » [...]

von E. PHILLIPS OPPENHEIMZuerst veröffentlicht in Maclean's, 15. März 1933Ex-Detektiv Malcolm Gossett stand am Rand eines brüchigen und grob konstruierten Holzstegs und kam zu dem Schluss, dass er mit unendlicher Mühe, Umwegen und Unannehmlichkeiten den trostlosesten und verlassensten Ort auf der ganzen Erde gefunden hatte. Hinter ihm erstreckten sich nebelverhangene und regennasse Marschlandschaften, durch die sich der schmale Pfad wand, auf dem er gekommen war. Vor ihm, am nebelverhangenen Horizont, war der düstere Schein der Lichter des East Ends zu sehen. Die Krümmung des Flusses, markiert durch die kahlen Gebäude, Fabriken und Lagerhäuser, die hier und da in düsterer und bedrohlicher Hässlichkeit aufragten, erstreckte sich bis zu den Grenzen seiner eingeschränkten Sicht. Der Gestank von Chemiewerken verpestete die Luft. Zwischen ihm und dem Fluss selbst lag nichts als eine endlose Fläche aus Schlamm. Direkt unter ihm lag sein Ziel – eine erbärmliche Einbuchtung oder ein Seitenarm des Flusses – und an einige Eisenringe zu seinen Füßen war eine schmutzige und baufällige Ketsch vertäut, mit unsauber aufgerollten Segeln und einem verwahrlosten Deck. Nur der Gedanke, dass es ihn anderthalb Stunden gekostet hatte, hierher zu gelangen und dass er, wenn er ohne erfüllten Auftrag zurückkehrte, gezwungen sein könnte, die Reise erneut anzutreten, [...]

Von JOHN ARTHUR BARRY,in der Zeitschrift The Pastoralists' Review.Veröffentlicht in Englisch in der The Press (Christchurch, NZ)Mittwoch, August 8, 1894 "Das Pferd, das weiß so einiges, der Ochse ist ein Narr;Der Elefant ist ein Gentleman, das Maultier einfach nur starr;Doch der Kamel vom Versorgungszug, wenn alles ist gesagt,Ist ein Teufel, ein Strauß und ein Waisenknabe, wie’s ihm behagt.Er reibt und scheuert, lahmt und kämpft – er stinkt ganz fürchterlich;Er läuft für immer weg, lässt man ihn frei ein kleines Stück;Er frisst den ganzen Tag lang Gras und schreit die ganze Nacht,Und kommt er auf glitschigen Boden, teilt er sich in zwei, ganz sacht." -Barrack-room Ballads Als Centralia zum ersten Mal besiedelt wurde, beklagten sich die Einwohner bitterlich über den Geruch der Gidya, die die Stadt umgab. Doch als die Bäume gefällt wurden, verflog dieser Missstand allmählich.Dann verwandelte die Vorsehung die Stadt zum Dank für ihre Sünden in einen Kamel-Treffpunkt für den Rest des Kontinents und schickte ihnen kurz darauf eine große Siedeanstalt. Letzteres ist jedoch nur ein Detail und hat nichts mit der Geschichte zu tun, auch wenn Neuankömmlinge, die sich zum Essen hinsetzen und einen Hauch von Kamel und fauligem "Kocher" riechen, das Viertel überstürzt verlassen.Als die ersten Kamele und [...]

Die Dunkelheit hatte sich tief über das Château Noir gelegt, als Major Forester durch die verlassenen Korridore schritt. Er konnte nicht schlafen. Das Gespräch mit dem Comte und die düsteren Andeutungen über die Geschichte des Châteaus hatten seinen Geist aufgewühlt. Er konnte die Worte nicht vergessen: „Manche Geheimnisse sind dazu bestimmt, verborgen zu bleiben.“ Doch das schien ihm jetzt wie eine Einladung – eine Einladung, tiefer zu graben, in die Vergangenheit dieses unheimlichen Ortes einzutauchen, selbst wenn die Wahrheit schmerzhaft oder gar gefährlich war. Die alten Dielen knarrten unter seinen Schritten, als er durch einen Korridor ging, der zu den östlichen Gemächern führte, einem Teil des Châteaus, den er bei Tageslicht nicht betreten hatte. Die Flure waren düster, und nur gelegentlich erhellte das fahle Licht des Mondes, das durch die verstaubten Fenster fiel, seinen Weg. Die Gemälde an den Wänden wirkten im schwachen Licht noch unheimlicher. Die Augen der dargestellten Ahnen schienen ihm zu folgen, als ob sie ihn vor dem warnten, was er entdecken könnte.Weiterlesen » [...]

Die Luft um Major Forester herum vibrierte vor Energie. Das Glühen der Symbole auf dem Boden warf ein gespenstisches Licht an die alten Steinwände der Kammer, während die Schatten, die sich aus der Dunkelheit formten, immer näher rückten. Sie waren keine klaren Gestalten, sondern verzerrte, schwankende Figuren, die sich wie Rauch in der Luft bewegten, aber dennoch eine bedrohliche Präsenz ausstrahlten. Ein kaltes, prickelndes Gefühl kroch Forester über die Haut, als ob die Schatten selbst ihn berührten. Angèle stand am Rand des Kreises, ihr Gesicht war von den flackernden Kerzen erleuchtet, ihre Augen dunkel und voller Sorge. Sie sprach weiterhin die alten Worte des Rituals, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, das sich mit dem Flüstern der Schatten vermischte. Forester spürte, dass sie ihm helfen wollte, aber die eigentliche Konfrontation musste er allein durchstehen. Die Schatten formten sich enger um ihn, und Forester konnte das leise Flüstern in der Luft hören – es waren keine klaren Worte, sondern eine Mischung aus Stimmen, die ihn zu verhöhnen schienen. Er atmete tief ein, versuchte, seinen Verstand klar zu halten. Was auch immer Lucien de Trebault in diesen Mauern heraufbeschworen hatte, es war nun hier, um ihn zu prüfen. Und Forester [...]

Die Wochen nach seiner Abreise aus dem Château Noir zogen wie im Flug vorbei. Major Forester kehrte in das Leben zurück, das er vor seinem Abenteuer geführt hatte, doch es war nicht dasselbe. Die stille Abgeschiedenheit des Châteaus, die mysteriösen Schatten, die über allem lagen, und natürlich Angèle – all das hatte ihn verändert. Er versuchte, sich in der Geschäftigkeit Londons zu verlieren, doch die Erinnerungen folgten ihm überallhin. Er hatte gehofft, dass die Zeit die Wunden heilen würde, dass er irgendwann aufhören würde, an sie zu denken. Doch mit jedem neuen Tag wurde ihm klarer, dass er sich irrte. Egal, wie weit er reiste oder wie sehr er sich ablenkte – Angèles Gesicht, ihre Stimme und die Tragik ihrer Geschichte blieben in seinem Geist lebendig. In einer regnerischen Nacht, einige Monate nachdem er das Château verlassen hatte, saß Forester in seinem kleinen, aber gemütlichen Apartment im Herzen Londons. Der Regen trommelte an die Fenster, und das Geräusch der Stadt war wie ein fernes Murmeln, das ihn nicht erreichte. Auf dem Tisch vor ihm lag das alte Tagebuch, das er aus dem Château Noir mitgenommen hatte. Es war das Erbe der Familie Trebault, voll von Geheimnissen, die über Jahrhunderte verborgen [...]

Es war bereits später Nachmittag, als Major Forester den alten Gebirgspfad entlangging, der zur Abtei von Montferrat führte. Die Sonne hing tief über den Gipfeln der französischen Alpen, und die kühle Herbstluft umgab ihn wie ein Schleier, während er sich seinen Weg durch die steinigen, unebenen Pfade bahnte. Die Stille der Berge war allgegenwärtig, unterbrochen nur vom gelegentlichen Rauschen des Windes, der durch die dichten Kiefernwälder strich. Forester war in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, nachdem er aus einem kleinen, abgelegenen Dorf, das am Fuße der Berge lag, aufgebrochen war. Die Reise war beschwerlich gewesen, doch mit jedem Schritt, den er in die Nähe der alten Abtei kam, spürte er, wie die Spannung in ihm wuchs. Der Brief von Angèle, den er immer wieder durchgelesen hatte, lag tief in seiner Jackentasche. Er konnte sich nicht davon trennen – es fühlte sich an, als wäre es ihre Stimme, die ihn zu diesem verborgenen Ort führte. Die Abtei war ein fast vergessenes Relikt aus einer anderen Zeit. Er hatte in London nach allem gesucht, was er über Montferrat finden konnte, aber die Informationen waren spärlich gewesen. Die Abtei war vor Jahrhunderten von Benediktinermönchen gegründet worden, bevor sie irgendwann im Mittelalter verlassen wurde. Gerüchte [...]

Major Forester lehnte sich in seinem Ledersitz zurück und spürte den leichten Stoß des Zuges, der über die Schienen ratterte. Das sanfte Wiegen des Wagens hätte beruhigend wirken können, aber sein Geist war unruhig. Die Landschaft, die am Fenster vorbeizog, hatte etwas Wildes und Geheimnisvolles. Alte Bauernhöfe lagen verstreut über die Hügel, in der Ferne erhoben sich massive dunkle Wälder, die wie stille Wächter die Täler überblickten. Das Ziel seiner Reise, das Château Noir, lag am Rand dieser unbekannten Wildnis. Es war nicht das erste Mal, dass Forester in dieser Region Südfrankreichs unterwegs war. Doch diesmal führte ihn eine vage Einladung eines alten Bekannten, Comte de Trebault, hierher, den er vor Jahren in Monte Carlo kennengelernt hatte. Das Château, ein mysteriöser Ort voller Geschichten und Legenden, hatte ihn sofort fasziniert. Es hieß, dass es seit Jahrzehnten verlassen sei, doch der Comte hatte ihm versichert, dass es noch bewohnt sei – wenn auch in einer Weise, die der moderne Verstand vielleicht nicht ganz begreifen könne. Der Zug hielt in einem kleinen Dorf, das so alt war, dass es schien, als hätte es die Jahrhunderte in unveränderter Stille überstanden. Forester stieg aus und wurde sofort von der intensiven Stille der Umgebung getroffen. [...]

Am nächsten Morgen erwachte Major Forester in einem Zimmer, das den Glanz und die Melancholie vergangener Epochen in sich trug. Die schweren Vorhänge ließen nur schwaches Licht durch, das auf die uralten, fein verzierten Möbel fiel. Es war, als sei die Zeit in diesem Raum stehengeblieben, gefangen in einer Welt, die längst vergangen war. Forester streckte sich und versuchte, das beklemmende Gefühl zu verdrängen, das ihn über Nacht überkommen hatte. War es die Aura des Château Noir oder die seltsame Nähe zu den Geschehnissen des Vortags? Nachdem er sich angezogen hatte, verließ er sein Zimmer und wanderte durch die endlosen Gänge des Schlosses, die so verwinkelt und labyrinthartig waren, dass er sich immer wieder dabei ertappte, seine Schritte zurückzuverfolgen, um nicht verloren zu gehen. Die Wände waren mit Porträts längst verstorbener Mitglieder der Familie de Trebault geschmückt. Ihre ernsten Gesichter schienen ihn zu beobachten, als ob sie wüssten, dass er hierhergekommen war, um ihre Geheimnisse zu entdecken.Weiterlesen » [...]

von Bram StokerAls wir zu unserer Fahrt aufbrachen, schien die Sonne hell über München, und die Luft war erfüllt von der Fröhlichkeit des frühen Sommers. Gerade als wir im Begriff waren, loszufahren, kam Herr Delbrück (der Maître d’Hôtel des Quatre Saisons, wo ich wohnte) ohne Hut zur Kutsche herab und wünschte mir nach einer angenehmen Fahrt. Er sagte zum Kutscher, während er noch die Hand am Türgriff der Kutsche hielt: „Denken Sie daran, bei Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein. Der Himmel sieht zwar klar aus, aber es weht ein kalter Nordwind, der auf einen plötzlichen Sturm hinweist. Aber ich bin sicher, dass Sie nicht zu spät kommen werden.“ Hierbei lächelte er und fügte hinzu: „Denn Sie wissen ja, welche Nacht es ist.“ Johann antwortete mit einem entschiedenen „Ja, mein Herr“ und berührte respektvoll seinen Hut, bevor er schnell davonfuhr. Nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, bat ich ihn durch ein Signal anzuhalten: „Sagen Sie mir, Johann, was ist heute Abend?“ Er bekreuzigte sich und antwortete lakonisch: „Walpurgisnacht.“ Dann zog er seine Uhr hervor, eine große, altmodische deutsche Taschenuhr aus Silber, so groß wie eine Rübe, und schaute darauf, wobei sich seine Augenbrauen zusammenzogen und er mit den [...]

Angèle stand weiterhin in der Tür, ihr Gesicht im Halbdunkel des Kellers, und ihre Augen verrieten mehr, als sie offenbar bereit war, auszusprechen. Forester konnte sehen, dass sie Angst hatte – nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihn. Doch diese Sorge war wie ein Hauch im Wind. Sein eigener Drang, das Geheimnis des Château Noir zu ergründen, hatte ihn längst über die Schwelle des Rationalen geführt. „Sie müssen gehen, Major“, sagte Angèle eindringlich und trat einen Schritt auf ihn zu. „Dieser Ort ist nicht sicher für Sie. Das, was Lucien heraufbeschworen hat, wurde vor Jahrhunderten in diese Mauern gebannt. Aber wenn Sie weiterforschen, könnten Sie es wieder entfesseln.“ Forester schüttelte den Kopf, seine Augen fest auf Angèle gerichtet. „Es gibt keinen Weg zurück, Mademoiselle. Was auch immer hier unten verborgen liegt, es hat schon begonnen, mich zu rufen. Ich spüre es. Sie wissen, dass die Antworten in diesem Château sind – in diesen Symbolen, in diesem Buch.“ Er deutete auf das schwarze Buch auf dem Altar.Weiterlesen » [...]

Die nächsten Tage vergingen in einem beklemmenden Schweigen. Obwohl die Schatten des Château Noir verschwunden schienen und die Luft leichter war, lag dennoch eine unsichtbare Last über den alten Mauern. Major Forester konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Angèle, die so lebendig und stark wirkte, für den Fluch des Hauses Trebault geopfert werden sollte. Sie war an diesen Ort gebunden, gefangen zwischen den Geistern der Vergangenheit und einem dunklen Schicksal, das sie nie selbst gewählt hatte. Forester verbrachte Stunden damit, in den Archiven des Châteaus nach Hinweisen zu suchen. Er durchforstete alte Bücher, handschriftliche Berichte und Briefe, die längst vergessene Geschichten erzählten. Doch je mehr er las, desto klarer wurde ihm, dass die Lösung für den Fluch nicht in der Vergangenheit allein zu finden war. Angèle half ihm, so gut sie konnte, obwohl sie wusste, dass seine Suche vielleicht vergeblich war. Sie wirkte ruhiger, fast gefasst angesichts ihres bevorstehenden Schicksals, doch Forester konnte die Traurigkeit in ihren Augen nicht ignorieren. Jedes Mal, wenn sie sprach, klang es, als ob sie sich bereits verabschiedet hätte, als ob sie sich innerlich von dem Leben löste, das sie bald hinter sich lassen musste.Weiterlesen » [...]

Von JOHN ARTHUR BARRY,in The Australasian Pastoralists' Review.Veröffentlicht in Englisch im Clarence and Richmond ExaminerDienstag, 5. Februar 1895 Seite 6ER sah aus wie das bleiche und verwaschene Wrack eines sehr kräftigen Mannes, und er ging mit einem Stock und wählte die Sonnenseite der Straße.Es war auch ein brütend heißer Tag, und die Leute winkten ihn in den Schutz der breiten Veranden. Doch eine Zeit lang schüttelte er nur müde den Kopf.Schließlich hob der Wirt des "Wait a-while" die Hand, und der Mann ging hinüber, setzte sich hin und begann zu zittern.Ein Overlander, der auf dem Weg zur Georgina war, um eine Rinderherde aufzutreiben, schrie. "Meiner ist Rum", sagte die angeschlagene Kreatur, schüttete einen halben Becher voll weg und schien durch den Vorgang wieder zu sich zu kommen."Wann bist du rausgekommen?", fragte der Wirt. "Ich bin noch nicht raus - nicht für immer", antwortete der andere. "Ich muss in ein paar Stunden wiederkommen. Sie sagten, ich hätte noch nicht das ganze gestrichene Gras aus meinem Stummel. Und ich glaube nicht, dass ich es jemals herausbekommen werde. Das Zittern macht mir nicht so viel aus. Die hatte ich auch schon mal, oben im Territorium. Aber ich habe das Gefühl, dass das Schweinskraut [...]

Major Forester stand reglos da, sein Herz klopfte laut in der Stille des Raums. Der Comte, der vor ihm stand, war derselbe Mann, den er am Morgen kennengelernt hatte, und doch schien etwas Unheimliches über ihn zu liegen. Seine Augen wirkten tiefer, dunkler, als wäre ein verborgener Schatten in ihnen erwacht. „Ich… ich wollte nur…“ Forester versuchte zu sprechen, doch die Worte verblassten in der Kälte, die von der Anwesenheit des Comtes ausging. Der Comte lächelte leicht, aber es war kein freundliches Lächeln. „Es gibt Dinge, Major, die man nicht finden sollte. Manche Geheimnisse sind dazu bestimmt, verborgen zu bleiben.“ Er machte eine kleine Pause, und sein Blick fiel auf das Buch auf dem Tisch. „Das Vermächtnis der Schatten… Es ist lange her, seit jemand dieses Buch in die Hände genommen hat.“Weiterlesen » [...]

Major Forester verließ das Château Noir mit schweren Schritten. Der Wind pfiff durch die Bäume, als er den schmalen Pfad entlangging, der vom Anwesen wegführte. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde er ein Stück von sich selbst zurücklassen. Die Dunkelheit, die so lange über dem Château gehangen hatte, war nun fort, aber die Leere, die sie hinterlassen hatte, schien noch tiefer. Er dachte an Angèle, wie sie in die Freiheit gegangen war, in eine Zukunft, die sie sich niemals hatte vorstellen können. Ihre Zartheit, ihre Stärke – alles war ihm im Gedächtnis geblieben. Doch jetzt war sie fort, und er fühlte sich, als wäre ein Teil von ihm mit ihr gegangen. Als er die Bäume hinter sich ließ und das Château Noir langsam aus seinem Blickfeld verschwand, atmete Forester tief durch. Er spürte die Last der letzten Wochen noch auf seinen Schultern, doch er wusste, dass die Zeit gekommen war, diesen Ort hinter sich zu lassen. Ein Leben lag vor ihm, eines, das nicht mehr von den Geistern der Vergangenheit bestimmt wurde. Aber es würde anders sein – die Erinnerung an Angèle und das Château würde ihn niemals verlassen.Weiterlesen » [...]

Major Forester stand reglos, seine Augen fest auf die Schatten am Rande des Raumes gerichtet. Ein kühler Hauch schlich durch die unterirdische Kammer, und das Gefühl, dass er nicht allein war, wurde immer stärker. Die alte Abtei von Montferrat, die er für verlassen gehalten hatte, war offenbar nicht so leer, wie er gedacht hatte. Eine unsichtbare Präsenz lauerte hier, und die Luft war von einer unsichtbaren Spannung durchdrungen. „Wer ist da?“ fragte er erneut, seine Stimme hallte leise durch die weiten Hallen der Kammer. Wieder blieb es still. Doch Forester spürte, dass sich etwas in der Dunkelheit bewegte – fast unmerklich, als ob es sich darauf vorbereitete, zuzuschlagen. Er griff nach der kleinen Taschenlampe in seiner Jackentasche und richtete den Strahl in die Richtung, aus der er die Bewegung vermutete. Der Lichtkegel erfasste eine Gestalt, die sich kaum vom Schatten abhob – eine verhüllte Figur, die sich in den Schatten der Säulen versteckte. Forester konnte nicht viel erkennen, doch die Person schien tief in eine Kapuze gehüllt zu sein, die ihr Gesicht verbarg. Der plötzliche Anblick ließ ihn innehalten. Er hatte nicht erwartet, auf jemanden zu treffen, doch nun war klar, dass diese Kammer seit langer Zeit bewacht wurde.Weiterlesen » [...]