08.11.2021 15:49
Neue Modelle unterstützen Naturschützer bei der Wiederkehr des seltensten Seelöwen der Welt
Nach 200 Jahren kehren die Neuseeland-Seelöwen wieder auf die Hauptinsel Neuseelands zurück. Jahrhunderte der intensiven Verfolgung durch den Menschen haben die Art an den Rand des Aussterbens gebracht. Ihre Rückkehr wird als großer Erfolg des Artenschutzes gefeiert – doch schafft er auch komplexe Herausforderungen.
Dr. Jan O. Engler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für modellbasierte Landschaftsökologie der TU Dresden, war Teil eines internationalen Teams aus Wissenschaftlern und lokalen Artenschützern, welches geeignete Küstenabschnitte für die bedrohte Art identifizierte, die sich bestens für neue Kolonien eignen. Geleitet von Veronica Frans, Doktorandin an der Michigan State University, erschien der Artikel in der aktuellen Ausgabe des Journals Methods in Ecology and Evolution.
Die integrierte Datenbank modellierter Artverbreitungen (iSDMdb), welche von Veronica Frans, Jan Engler und Kollegen entwickelt wurde, besteht aus einer informativen Karte, die Entscheidungsträger unterstützen soll, potentielle Wurfplätze zu identifizieren. Dies soll dazu beitragen, dass Konflikte mit dem Menschen vermieden werden – denn die einmaligen Verhaltensweisen der Neuseeland-Seelöwen gestalten Schutzbemühungen für deren Wiederkehr besonders kompliziert.
Weibliche Neuseeland-Seelöwen sind die einzigen Seelöwen, die sich bis zu zwei Kilometer von der Küste entfernen und sich mit ihrem Nachwuchs vorzugsweise in Wäldern aufhalten. Obwohl die Weibchen ihre Jungen direkt am Strand zur Welt bringen, geleiten sie ihren Nachwuchs in nahegelegene Küstenwälder, wo sie geschützt sind vor Wind, Stürmen und jungen Männchen. Im Zuge ihrer Wiederkehr „ist es eine Sache für Ranger, die Strände nach Seelöwen zu inspizieren – aber zusätzlich Jungtiere in Wäldern aufzuspüren, die sich an die Bäume kauern, ist eine gänzlich andere Herausforderung“, meint Veronica Frans. „Während wir nicht mit Sicherheit sagen können, wo Seelöwen Weibchen an Land gehen, können wir dennoch Computermodelle nutzen, um hilfreiche Vorhersagen darüber zu treffen“, so Frans weiter.
Es klingt zwar unterhaltsam, junge Seelöwen im Wald zu finden, jedoch haben deren Mütter einen Beschützerinstinkt. Begegnungen sind daher nicht ungefährlich für Mensch und für Tier. So wurde bereits über Kollisionen mit Autos berichtet, ebenso wie Zwischenfälle mit Haustieren. Seelöwen wurden beobachtet, wie sie auf Spielplätzen dösen oder in lokalen Schwimmbädern baden oder wie sie ihre Jungen im Garten zur Welt bringen. Zäune, Straßen und Wohngebiete können auch Barrieren für die Mütter und ihre Jungen auf dem Weg in den Wald sein. Durch die enge Zusammenarbeit mit Wildhütern und Entscheidungsträgern am New Zealand Department of Conservation, wird diese Datenbank helfen, solche Konflikte für die zukünftige Umweltplanung und der Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu minimieren. Die Datenbank präsentiert sich in einer öffentlich zugänglichen interaktiven Karte, um mögliche Konflikte zu identifizieren und den Weg für die Wiederbesiedlung der Art zu ebnen.
„Dieses Projekt ist nicht nur gut für das Management des Neuseeland-Seelöwen, sondern zeigt auch das komplexe Modelle zugänglich für reale Anwendungen sind“, meint Dr. Engler, Senior Autor der Studie. „Wissenschaftler sagen schon seit Jahren, dass diese Artverbreitungsmodelle Wege in die praktische Anwendung finden müssen. Diese Arbeit ist ein erfolgreiches Beispiel wie dies gelingen kann.“
Neben Veronica Frans und Jan O. Engler wirkten noch Amélie Augé, Jim Fyfe, Yuqian Zhang, Nathan McNally, Hendrik Edelhoff sowie Niko Balkenhol mit. Die Originalarbeit: „Integrated SDM database: Enhancing the relevance and utility of species distribution models in conservation management” kann seit dem 8. November 2021 bei Methods in Ecology and Evolution frei zugänglich gelesen werden.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jan O. Engler
TU Dresden / Professur für Modellbasierte Landschaftsökologie
Email: Jan_Oliver.Engler@tu-dresden.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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