In den aktuellen Debatten über den Klimawandel spielen exakte Klimadaten eine zentrale Rolle. Sie dienen als Grundlage für Vorhersagen, Modellierungen und Entscheidungen zur Bewältigung der Herausforderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen. Doch wie verlässlich sind diese Daten tatsächlich? Neue Forschungsergebnisse der Universität Bayreuth unter der Leitung von Dr. Andreas Hemp werfen erhebliche Zweifel an der Genauigkeit globaler Klimadatensätze auf, insbesondere für die tropischen Gebirgsregionen.
In einer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift PLOS ONE enthüllt Dr. Hemp, Forscher am Lehrstuhl für Pflanzensystematik, dass die üblicherweise verwendeten Datensätze zur Beschreibung des Klimas in den Tropen ungenau sind. Die Forschung basiert auf einem einzigartigen Datensatz von 170 Stationen, hauptsächlich aus den Gebirgen Tansanias, darunter auch der berühmte Kilimandscharo. Diese Daten zeigen deutliche Diskrepanzen zu den gängigen globalen Klimadatensätzen wie WorldClim und CHELSA.
Die Problematik liegt in der Art und Weise, wie diese globalen Klimadatenbanken erstellt werden. Sie beruhen auf Interpolation, einer Methode zur Schätzung unbekannter Werte basierend auf bekannten Daten. Da Wetterstationen in tropischen Gebirgsregionen rar sind, werden diese Daten oft lückenhaft und ungenau erhoben. Dies führt zu verzerrten Darstellungen des tatsächlichen Klimas in diesen Regionen.
Ein besonders markantes Beispiel für die Ungenauigkeit der globalen Klimadatenbanken ist die Niederschlagsverteilung am Kilimandscharo. Die gemessenen Werte weichen erheblich von den modellierten Werten ab, wodurch nicht nur die maximale Menge des mittleren Jahresniederschlags in den Tropen drastisch unterschätzt wird, sondern auch die Höhenlage des Niederschlagsmaximums stark von den tatsächlichen Gegebenheiten abweicht.
Diese falschen Daten haben weitreichende Konsequenzen für verschiedene wissenschaftliche Bereiche. Die Erforschung von Artverbreitungsmustern, die Analyse von Ökosystemfunktionen und -dienstleistungen sowie die Vorhersage von künftigen Klimaveränderungen sind stark von exakten Klimadaten abhängig. Die Verwendung ungenauer Daten kann zu falschen Schlussfolgerungen führen und die Effektivität von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel beeinträchtigen.
Dr. Hemp und sein Team betonen daher die Dringlichkeit der Erhebung genauer Klimadaten in tropischen Gebirgsregionen. Ihr einzigartiges Netzwerk von Klimamessstellen liefert präzise Daten, die es ermöglichen, die komplexen Zusammenhänge zwischen Klima und Ökosystemen besser zu verstehen. Die Ergebnisse ihrer Forschung zeigen deutlich, dass globale Klimadatensätze in tropischen Regionen mit größerer Vorsicht verwendet werden sollten und dass die Erhebung eigener Daten unerlässlich ist, um zuverlässige Aussagen über den Klimawandel treffen zu können.
Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Klimawandels für Mensch und Umwelt ist es unerlässlich, dass wissenschaftliche Erkenntnisse auf verlässlichen Daten basieren. Die Forschung von Dr. Hemp und seinem Team leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Fragwürdigkeit globaler Klimadaten aufzudecken und die Grundlage für fundierte Entscheidungen im Umgang mit dem Klimawandel zu schaffen.
Originalpublikation: DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0299363
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